Food Talk mit Nina - Mexikanische Küche

Taucht ein in die spannende Welt der mexikanischen Küche, die eine bunte Palette von Geschmackserlebnissen bietet. In dem Beitrag werden diverse Aspekte der mexikanischen Esskultur aus Ninas Sicht beleuchtet. Natürlich wird auch über Tacos geredet, die ikonische Speise Mexikos. Der Blogpost hebt vor allem hervor, dass mexikanisches Essen oft von falschen Vorstellungen geprägt ist. Es ist jedes Mal faszinierend, wie unterschiedlich  Esskulturen anderer Länder sein können, aber dennoch einige Gemeinsamkeiten teilen. Im Gespräch mit Nina sind mir Gemeinsamkeiten aufgefallen, die Mexiko und Vietnam teilen.


Mexikanisches Essen - Chilis, Mais und viele Gewürze

Geschmack, den man fühlt und spürt. Wenn ihr schon mal richtig mexikanisch gegessen habt, wisst ihr bestimmt, was ich meine. Chilis werden in sehr vielen Gerichten verwendet, ob frisch, getrocknet, eingelegt, in Pulver oder als Sauce, die gibt es in jedem Haushalt. So gut wie alles wird mit Chilis gegessen. Selbst Süßigkeiten werden in Chilipulver gewälzt. Neben Chilis gehört auch Mais zu den wichtigsten Grundzutaten in der mexikanischen Küche. Mais ist die Basis für viele Speisen. Außerdem wird in der mexikanischen Küche mit sehr vielen Gewürzen und Kräutern wie Kümmel, Nelken, Oregano und Lorbeerblättern gekocht. Zwiebeln und Knoblauch dürfen beim Kochen natürlich auch nicht fehlen.

Comfort food Zuhause

  • Tamales: Tamales sind perfekt, um den Tag zu starten und werden oft zum Frühstück gegessen. Es gibt Tamales in unterschiedlichen Varianten (z.B. rot, grün) und mit verschiedenen Füllungen. Tamales werden in Bananenblätter, die zuvor über offener Flamme geröstet wurden, eingewickelt und gedämpft.

  • Mole: Mole sei der Star eines Gerichts. Es ist eine braune Sauce, die aus vielen unterschiedlichen Zutaten besteht, sogar Schokolade ist drin. Dadurch dass Mole mit so diversen Zutaten gekocht wird, schmeckt es überall anders. Wann immer es Familientreffen gibt, würden Leute gewöhnlich Mole mit Reis und Hühnchen kochen, weil man das leicht in großen Mengen zubereiten kann.

  • Roter Reis: Der rote Reis wird mit Tomaten, Zwiebeln und Knoblauch zubereitet. Die Tomaten verleihen dem Reis die rote Farbe. Laut Nina kochen mexikanische Mütter roten Reis mindestens einmal pro Woche.

  • Rote Adobo Paste: Die rote Paste wird aus einer Kombination von drei verschiedenen Chili-Sorten, Zwiebeln und Knoblauch hergestellt. Einfach alles mixen und als Sauce auf jedes Gericht geben. Ninas Mutter verwendet Adobo zu unterschiedlichen Fleischsorten, Fleischbällchen und sogar in Suppen.

Der Genuss von warmen und herzhaften Mahlzeiten

In Mexiko gibt es nur warme Mahlzeiten über den ganzen Tag verteilt, die alle recht üppig und deftig sind. Mexikanerinnen und Mexikaner nehmen das Frühstück sehr ernst. Für sie sei es die wichtigste Mahlzeit des Tages, weil es die Energie bringe, die man für den Rest des Tages brauche, erklärte Nina. Typischerweise werden Chilaquiles, Tamales oder Tortillas gegessen.

Ich glaube, dass Tortillas wie das Brot hier in Deutschland sind. Leute essen Tortillas mit allem. Allem. Rührei, Bohnen, das löffelst du einfach mit der Tortilla.
— Nina Rodriguez

Die große Mahlzeit des Tages gibt es für gewöhnlich um 14-15 Uhr, aber das variiert in den Familien. Ninas Familie hat die große Mahlzeit um 17 Uhr. Dabei fängt man immer mit einer Suppe an, gefolgt von beispielsweise Reis mit Fleisch. Oft kocht Ninas Mama Fleisch oder Fleischbällchen mit Adobo. Manchmal gibt es abends noch eine kleine Mahlzeit mit Kaffee und Brot. Wer noch Hunger hat, gönnt sich einfach Tacos als Mitternachtssnack.

Tacos

Wenn man an mexikanisches Essen denkt, kommen sofort Tacos in den Sinn. Und das zurecht! Nicht ohne Grund sind Tacos so beliebt, auch außerhalb von Mexiko. Tacos sind nicht nur ein kulinarischer Genuss, sondern auch eine Tradition. Es gibt verschiedene Taco Sorten mit unterschiedlichem Fleisch, das anders mariniert und zubereitet wird. Tacos kann man schnell zum Mitnehmen bestellen und sind auch super schnell und einfach zu essen. Tacos könne man wirklich jederzeit essen. Nina erzählte sogar von speziellen Frühstücks-Tacos (z.B. tacos de barbacoa), die nur am Morgen gegessen werden.

Nina Rodriguez

“Alles ist ein Taco. Für uns ist ein Taco alles, was man in eine Tortilla einwickelt. Alles, was du in eine Tortilla machst, ist ein Taco. Das war’s. So einfach kann’s sein.”

Taco Guide

Um die zurecht beliebten Tacos mehr zu würdigen, gibt es an dieser Stelle eine kurze Aufklärung zu Tacos. Es existieren sehr viele Versionen von Tacos, die eigentlich gar nicht traditionell mexikanisch sind. Wie sieht nun ein klassisch mexikanischer Taco aus?

  • Ich war ehrlich erschüttert als Nina mir erzählte, dass die knusprigen hardshell Tacos nicht mexikanisch, sondern US-amerikanisch seien. Die ganze Zeit bin ich davon ausgegangen, dass es sowohl soft shell als auch hard shell Tacos gibt. Was für ein Irrtum.

  • In deutschen Supermärkten findet man verschiedene Varianten von Tortillas, z.B. Weizen oder Vollkorn. In Mexiko werden für Tacos aber Mais-Tortillas verwendet. Weizen-Tortillas werden höchstens für Burritos verwendet, wobei Burritos auch eher an der Grenze zur USA in der TEXMEX Küche gegessen werden.

  • Neben Koriander und Zwiebeln werden auch immer grüne Limetten zu Tacos serviert.

  • Käse wird typischerweise nicht als Topping zum Rüberstreuen verwendet, sondern wird zum Fleisch gegeben. Dort schmilzt er dann, sodass das Fleisch von Schmelzkäse umhüllt ist.

 

Einflüsse aus der Welt auf die mexikanische Küche

Das Essen in Mexiko hat diverse Einflüsse aus aller Welt. Nina erzählte, dass das Fleisch aus Spanien und Kebab aus dem Libanon nach Mexiko gebracht wurde. Es gäbe wohl noch Einflüsse aus Portugal und den Philippinen, wobei sich die USA am meisten auf die mexikanische Küche ausgewirkt haben. Da mexikanische Küche weltweit recht bekannt und beliebt ist, habe ich Nina gefragt wie denn überhaupt mexikanische Küche von anderen Menschen wahrgenommen wird:

Ich glaube, jeder hat die allgemeine Vorstellung, dass mexikanisches Essen gut schmeckt, aber sehr scharf ist. Ich glaube, das ist das, was jeder weiß. Ich habe also noch nie negative Kommentare zu dem bekommen, was Leute als mexikanisches Essen kennen. Aber wenn man sich näher mit einigen Dingen beschäftigt, die wir tun und essen, werden sie es etwas bizarr und komisch finden, zum Beispiel dass wir Käfer und Insekten essen. Das schreckt sie extrem ab. […] Wahrscheinlich alles, was die meisten über mexikanische Kultur und Küche denken zu kennen, ist das, was die USA mit der Welt geteilt haben. Es ist aber nicht genau das, was wir teilen und wofür mexikanische Küche steht.

Chicken Wings aus den USA

Das Gute, was die USA nach Mexiko gebracht hätten, seien Chicken Wings, erzählte Nina scherzhaft. Hähnchenflügel seien der Hit in Mexiko, vor allem zusammen mit Bier. Es gibt überall zahlreiche US Ketten in Mexiko, die nur Chicken Wings mit unterschiedlichsten Saucen anbieten.

TEXMEX ist nicht Mexikanisch

Oft werden TEXMEX Gerichte irrtümlich mit mexikanischer Küche gleichgesetzt. Nina erklärte, dass Hartschalen Tacos, Burritos, Chili con carne oder Taco Bell nicht mexikanisch seien.

Ich hab noch nie in meinem Leben Chili con Carne in Mexiko gegessen oder gesehen. Ich weiß nicht mal wie es zubereitet wird. Hier in Deutschland habe ich es schon gegessen, weil man es einfach bei Rewe kaufen kann. Ich glaube nicht, dass da irgendetwas Mexikanisches dran ist.
— Nina Rodriguez

Ninas Favoriten der mexikanischen Küche

  • Chalupas: Tortillas, frittiert in Schweinefett, bedeckt mit roter oder grüner Sauce, einer kleinen Portion Schweinefleisch und Zwiebeln. Auf der Straße zubereitet als beliebtes Street Food schmecken sie am besten. Das Zuhause nachzumachen wäre einfach nicht dasselbe.

  • Pelonas: ein halb aufgeschnittenes Brötchen, knusprig frittiert, gefüllt mit zartem pulled pork, Salat, gebratenen Bohnen, Frischkäse und einer Sauce. Jeder Bissen enthüllt eine perfekte Harmonie der Aromen und Texturen.

  • Taco al pastor: Tacos al Pastor sind eine wahre Geschmacksexplosion – Mariniertes Fleisch, das in Orangensaft, Essig und Zwiebeln eingeweicht wird und alle Aromen aufsaugt, wird ähnlich wie Kebap zubereitet. Dazu kommt eine spezielle Käsesorte, die leicht schmilzt, frischer Koriander, eine Sauce nach Wahl und ein Hauch von Zitrone.

Neben den zahlreichen Taco Ständen auf der Straße vermisst Nina insbesondere Früchte aus Mexiko. Mittlerweile gibt es in deutschen Supermärkten zwar auch ein vielfältiges Angebot aus importiertem Obst, aber die Preise sind für solche Früchte so hoch, dass man sie nicht täglich essen würde. In Mexiko hat Nina vor allem gerne Passionsfrucht, Grapefruit, Erdbeeren, Kokosnuss, Drachenfrucht oder Mangos gegessen. Zu Mahlzeiten gibt es außerdem noch immer Wasser mit Früchten, wie z.B. Sternfrucht, Mango oder Tamarind. Bei der ganzen Aufzählung der Obstsorten ist mir aufgefallen, dass es einige Gemeinsamkeiten zu Früchten in Vietnam gibt. Eine Sache, die die mexikanische und vietnamesische Esskultur teilen, ist die Kombi von Obst mit Salz und Chili. Vor allem grüne Mangos, die noch nicht komplett reif sind, werden in Mexiko und Vietnam in Salz und Chilipulver gedippt. Die salzig-scharfe Kombi mit dem sauren Obst schmeckt erstaunlich gut!

Food = Family

Die Wahrnehmung von Essen geht über den Gaumen hinaus, Nina verbindet damit vor allem Familie:

Essen ist unglaublich wichtig und man verbindet es immer mit Familie. Essen bedeutet für uns Familie. Deshalb kann ich wahrscheinlich nicht für mich selbst kochen, sondern eher für andere, weil ich so aufgewachsen bin. Man kocht immer für alle anderen, die dann am Tisch sitzen, reden... wir reden viel. Das ist unser Moment, um über Arbeit, den Schultag oder Uni zu sprechen. Und selbst nachdem wir mit dem Essen fertig sind, bleiben wir noch weitere 30 Minuten am Tisch und reden einfach. Es ist ein Moment zum Reden und Quatschen. Essen ist Familie. Das ist das, was ich jetzt am meisten vermisse. Wenn wir gegessen haben, waren es meine Mutter, meine Schwester und ich, weil mein Vater oft erst spät von der Arbeit zurückkam. Aber am Wochenende war es schön, zu viert zusammenzusitzen, zu essen, zu plaudern. Das ist zum Beispiel etwas, das ich im Moment vermisse. Diese Abende, an denen wir gemeinsam essen.

Wie stark Essen und Kochen Ninas Familie bindet, wird durch die folgende Story deutlich, die Nina mit mir geteilt hat:

Das Kochen an Weihnachten ist immer ein Abenteuer. Jedes Jahr. Immer wieder. Wir kommen immer zusammen, und wir sind etwa 20 Personen. Wir sind in einer Wohnung, die zwei Schlafzimmer hat, und 20 Personen müssen darin Platz finden. Das Kochen wird chaotisch, weil man für 20 Personen kocht, und nicht nur für Weihnachten. Man muss Reste für den nächsten Tag haben. Die Mütter sind diejenigen, die Anweisungen geben. Jeder bekommt eine Aufgabe zugewiesen. Es ist immer sehr schön, weil es morgens immer ein entspanntes Frühstück gibt. Niemand kocht, wir kaufen normalerweise Frühstück von draußen. Jeder hat noch seinen Pyjama an und alle schneiden Zutaten und hören Musik. Dann fängt meine Cousine an, eine Mischung aus Bier und Mangosirup vorbeizubringen. Wir geben auch Chili und scharfe Gummibärchen hinein. Also sie bringt die Getränke und wir fangen früh am Tag an zu trinken, und alle sind am Schneiden. Wir haben Musik um uns herum, und alle tanzen einfach und kochen. Die Mütter sind in der Küche, weil das ihr Territorium ist. Die anderen kochen einfach im Wohnzimmer. Jeder schneidet Zutaten, aber sobald man fertig ist, gibt man es den Müttern, und sie kochen weiter. Ich würde sagen, dass das immer eine sehr schöne Erinnerung ist, die ich jedes Jahr habe. Es ist schon so oft passiert, dass mein Onkel, der für den Ofen verantwortlich ist, so oft betrunken war und das Fleisch ausgetrocknet hat. Wir haben verbranntes Fleisch gegessen, weil er es verbrannt hatte. Mindestens alle drei Jahre verbrennt er das Fleisch, weil er betrunken ist.


Vielen Dank an Nina Rodriguez für den persönlichen Einblick in die mexikanische Esskultur und die Foodpics. Ihr seht, mexikanisches Essen ist viel mehr als nur Tacos!

Mai Ly

Wenn ich mal nicht für den Blog schreibe, arbeite ich an Kunst- und Fotoprojekten. Oder ich flaniere durch Berlin und bin auf der Suche nach einem coolen Café und leckerem Essen.

https://www.instagram.com/main.ly
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